© Jo KleindlGeschenkt bekommt Florian Wellbrock an diesem Mittwoch nichts. Zumindest nicht beim Trainingspensum. Der Doppel-Weltmeister wird heute 23 Jahre alt. Doch auf den Geburtstag nimmt Bundestrainer Bernd Berkhahn in der Tagesplanung „natürlich keine Rücksicht“. Um 07:30 Uhr stehen daher wie immer beim SC Magdeburg zweieinhalb Stunden Wassertraining an. Und für 15:00 Uhr ist dann noch für zwei Stunden ein kerniges Athletik-Workout angesetzt. „Wir hatten ja gerade zwei Wochen Saisonpause eingelegt und sind erst seit Montag wieder im Wasser – nun geht die Olympiasaison für uns so richtig los“, so Berkhahn.
Bereits am Wochenende steht für Wellbrock und die anderen Stars seiner Trainingsgruppe um Freundin und Weltrekordlerin Sarah Köhler, den WM-Dritten Rob Muffels und die ebenfalls bereits für Olympia in Tokio qualifizierte Finnia Wunram dann auch gleich der erste Wettkampf an. Berkhahn hat seine Schützlinge für die Freiwasser-Meisterschaften des Schwimmbezirks Mittelrhein (SBM) an der Aggertalsperre bei Gummersbach gemeldet. Und zwar für die 10 Kilometer.
Viel Training am Geburtstag, dann startet Wellbrock Olympiasaison an der Aggertalsperre
Die Schönheit der dortigen Natur rund um die drei Zuflüsse, die viele aus der Fernsehwerbung einer großen Biermarke kennen, steht dabei natürlich weniger im Blickpunkt. „Uns kommt dieser Wettkampf sehr gelegen. Das letzte Freiwasserrennen war ja im Februar in Doha und damit schon eine Weile her“, erklärte Berkhahn. „Natürlich wären wir auch gern bei den italienischen Meisterschaften in dieser Woche geschwommen. Aber mir ist die Reiserei noch immer mit zu viel Risiko verbunden.“ Die Minimierung des Ansteckungspotenzials spielt während der Coronavirus-Pandemie bei allen Planungen der DSV-Bundestrainer eine übergeordnete Rolle. Auch deswegen startet Wellbrock die Olympiasaison der Aggertalsperre.
„Mir ist die Reiserei noch immer mit zu viel Risiko verbunden“
Berkhahn freut sich daher über die starke nationale Konkurrenz am Start und die damit verbundene Herausforderung im Oberbergischen. „Florian ist hier noch nie geschwommen. Er muss sich also auf den Kurs und die Bedingungen völlig neu einstellen. Das sind wichtige Erfahrungen, die uns in der Olympiavorbereitung weiterhelfen können“, erklärte der Bundestrainer.
Wellbrock selber geht die Saison trotz Olympiaverschiebung und allen weiteren Unwägbarkeiten derweil mit unverändert großer Motivation an. „Die Ziele haben sich nicht verändert, nur das Datum hat sich verändert“, sagte der Doppel-Weltmeister mit Blick auf Tokio 2021 (23. Juli – 08. August): „Und ich bin ja auch mit 23 immer noch im besten Schwimmer-Alter.“
Wellbrocks Rivale Paltrinieri in Topform
Als Olympiasieger von Rio zählt Gregorio Paltrinieri zu den großen Rivalen Florian Wellbrocks. Der Italiener hat gerade den Trainer gewechselt und dann mit starken Leistungen aufhorchen lassen. Beim Sieben-Hügel-Schwimmen in Rom verbesserte Paltrinieri vorige Woche seinen Europarekord über 1500m Freistil 14:33,04 Minuten, zum Weltrekord Sun Yangs (CHN) fehlen nur noch drei Sekunden. Wellbrocks Bestzeit liegt bei 14:36,15. An diesem Dienstag sicherte sich Paltrinieri nun auch noch den italienischen Freiwasser-Titel über 10km, in 1:52.09 Minuten war er dabei 14 Sekunden schneller als der WM-Zweite Marc-Antoine Olivier aus Frankreich.