Japans Regierung zweifelt erstmals an Olympia

15.01.2021, 17:29Uhr

Japans Regierung zweifelt erstmals an Olympia© Picture Alliance

Wann immer Japans Premierminister Yoshihide Suga in den vergangenen Wochen und Monaten auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio angesprochen wurde, die Botschaft war stets dieselbe: Die Veranstaltung findet statt Trotz der aktuell auch in Tokio wieder rasant steigenden Infektionszahlen. Aus dem Mund von Taro Kono, Japans Minister für Verwaltungs- und Regulierungsreformen, klang das in dieser Woche schon ganz anders. Japans Regierung zweifelt erstmals an Olympia.

Japans Regierung zweifelt erstmals an Olympia

„Alles ist möglich“, sagte Kano und schloss dabei auch eine Absage des Events nicht mehr aus.

„Wenn man sich die Corona-Situation anschaut, kann alles passieren. Das Organisationskomitee und das IOC müssen natürlich über alternative Pläne nachdenken. Die Regierung geht aber weiter stark von einer planmäßigen Durchführung aus.“

Nachdem die Zahl der Infektionen in den vergangenen Wochen stark angestiegen war, hatte die Regierung Anfang Januar zum zweiten Mal seit dem vergangenen Frühjahr den Notstand ausgerufen. Er gilt vorerst bis zum 07. Februar. Die Anordnung beschränkte sich zunächst auf die Hauptstadt Tokio und die drei angrenzenden Präfekturen Kanagawa, Saitama und Chiba. Sie wurde kürzlich jedoch auf sieben weitere Präfekturen ausgedehnt. Zudem kündigte das Land an, seine Grenzen für alle Ausländer*innen ohne japanischen Wohnsitz erneut zu schließen.

Zustimmung in der Bevölkerung sinkt

Die Lage ist also ernst. Die Organisatoren geben sich trotzdem optimistisch. Sie sind weiterhin überzeugt, dass die Maßnahmen greifen und das weltgrößte Sportereignis im Sommer mit einem Jahr Verspätung so doch noch über die Bühne gehen kann. Japanische Medienberichte, dass das Internationale Olympische Komitee bereits im kommenden Monat mit den Ausrichtern über eine mögliche Absage der Spiele diskutieren würde, bezeichnete OK-Chef Toshiro Muto kürzlich als „Fake News“. Die Organisatoren planen auch weiterhin mit zumindest einer begrenzten Zahl von Zuschauer*innen.

Die japanische Bevölkerung steht dem Olympia-Projekt allerdings zunehmend kritisch gegenüber. Laut einer aktuellen Umfrage sind inzwischen 80 Prozent der Bürger*innen gegen eine Durchführung im Sommer.

Sollen Athlet*innen bevorzugt geimpft werden?

Ebenfalls heiß diskutiert wird derzeit die Frage, ob Sportler*innen bei der Covid-19-Impfung Vorrang bekommen sollen, um auf diese Weise die Olympischen Spiele zu retten. Der Vorschlag stammt von IOC-Mitglied Richard Pound. In Deutschland sprach sich Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), in einem Interview mit der „Sportschau“ allerdings gegen eine Bevorzugung von Athlet*innen aus.

„Beim DOSB haben wir uns da sehr zurückgehalten mit dem ganz klaren Fazit, dass wir uns da nicht in irgendeiner Form vordrängen möchten.“

Auch IOC-Präsident Thomas Bach hat sich zwar für eine möglichst umfassende Impfung der Athlet*innen ausgesprochen. Eine Impfpflicht hat er aber ausgeschlossen.