Michael Phelps empfiehlt mentales Coaching nach Olympia-Verschiebung

26.05.2020, 17:38Uhr

Die Entwicklungen im Sport verfolgt Michael Phelps auch nach seinem Karriereende ganz genau. Die Olympia-Verschiebung um ein Jahr auf 2021 aufgrund der weltweiten Coronavirus-Pandemie lässt den 34-Jährigen daher auch nicht kalt. In einem NBC-Interview sprach der US-Amerikaner darüber, wie schwer die Aktiven an so einer Entscheidung zu knabbern haben werden. „Es war die richtige Entscheidung, aber es bricht mir das Herz für die Athleten“, sagte Michael Phelps über Tokio 2021. Er empfiehlt den Betroffenen daher mentales Coaching.

Da die Olympischen Spiele in Tokio auf 2021 verschoben wurden, könnte Michael Phelps es sich theoretisch sogar selber noch einmal überlegen mit dem Comeback. Die obligatorische Anmeldung im Anti-Doping-Pool wäre noch bis Jahresende 2020 möglich. Doch so gern Schwimmfans den erfolgreichsten Olympioniken der Historie, der 23 Goldmedaillen zwischen 2004 und 2016 gewann, noch einmal im Pool bewundern würden, dazu wird es nicht kommen. Die US-Trials in Omaha werden vom 13. – 21. Juni 2021 definitiv ohne ihn stattfinden. Phelps („Ich habe all meine Ziele im Sport erreicht”) hat mit seinen 34 Jahren anderes im Sinn. Inzwischen ist er auch stolzer Vater dreier Kinder: Boomer (4 Jahre), Beckett (2) und Maverick (acht Monate).

Seriensieger im Olympia-Pool

Name Goldmedaillen Zeitraum
Michael Phelps (USA) 23 2004 – 2016
Mark Spitz (USA) 9 1968 – 1972
Jenny Thompson (USA) 8 1992 – 2004
Matt Biondi (USA) 8 1984 -1992
Ryan Lochte (USA) 6 2004 – 2016
Kristin Otto (DDR) 6 1988
Amy van Dyken (USA) 6 1996 – 2000

Michael Phelps empfiehlt Verbänden mentales Coaching

Phelps ist ein gemachter Mann auch in seinem neuen Leben. Aber warum meldet er sich nun zu Wort und empfiehlt mentales Coaching? Der US-Amerikaner hatte vor Jahren offenbart, dass er selber unter Depressionen litt und immer mal wieder leidet. Mit seinem offenen Umgang mit der Krankheit will er andere Menschen für dieses schwierige Problem sensibilisieren, sich Hilfe zu holen. So wie er. „Ich würde gerne etwas bewegen“, sagte Phelps zur Gründung seiner Stiftung, die sich der mentalen Gesundheit widmet. Diese Aufgabe sei für ihn heute „wichtiger, als eine Goldmedaille zu gewinnen“.

„Wäre mir das passiert, wäre ich angesichts der Unsicherheit ausgeflippt.“

Deshalb forderte Phelps auch die Sportverbände auf, den Betroffenen beizustehen. Denn sie würden in dieser Pandemie die kritischsten Momente durchleben. „Dein ganzes Leben ist auf diesen Moment ausgerichtet und dann diese enorme Wendung. Wäre mir das passiert, wäre ich angesichts der Unsicherheit ausgeflippt. Als jemand, der einige wirklich tiefe Phasen der Depression durchgemacht hat und immer noch damit zu tun hat, hoffe und bete ich, dass jeder dieser Sportler in dieser Situation psychische Hilfe bekommt.“

Beim DSV wurde für das Team sofort eine Hotline eingerichtet

Auch der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) trifft nach der Olympia-Verschiebung entsprechende Maßnahmen. Es wurde extra eine Hotline eingerichtet, unter der man sich melden kann, um Angebote mit den Teampsychologen zu koordinieren. „Ich bin mir sehr bewusst darüber, dass hier Lebensträume geplatzt sind, auf deren Erfüllung jahrelang hingearbeitet worden ist“, begründete Thomas Kurschilgen, der Direktor Leistungssport im DSV. Und natürlich spiele die mentale Einstellung eine sehr wichtige Rolle bei der Neuausrichtung auf 2021. „Wer den Schalter umlegen kann, den entglittenen Chancen nicht zu lange nachtrauert und das Problem in eine neue Chance umlenken kann, der befindet sich auf einem besseren Weg“, sagte Kurschilgen.

Michael Phelps empfiehlt mentales Coaching dabei aus eigener Erfahrung. Am Anfang seiner Erkrankung habe er damals selber keinen Therapeuten aufsuchen wollen. „Aber als ich es einmal gemacht hatte, habe ich mich besser gefühlt. Ich habe so viel über mich gelernt, was ich vorher nicht wusste.“ Neben den Therapeuten sei immer auch seine Ehefrau Nicole eine wichtige Hilfe gewesen. „Sie ist alles für mich, mein Fels“, sagte Phelps einmal. Die drei gemeinsamen Kinder verstärken die Wirkung inzwischen sicher noch.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Deutsche Olympiahelden

Hinter Kristin Otto (6x Gold) waren Kornelia Ender und Roland Matthes mit jeweils vier Olympiasiegen die erfolgreichsten deutschen Schwimmer bei Olympischen Spielen. Dann folgen Michael Groß, Carmen Metschuk, Andrea Pollack, Rica Reinisch, Barbara Krause und Ulrike Richter mit je drei Goldmdaillen. Auch Wasserspringerin Ingrid Krämer feierte drei Siege. >>Zur Liste aller deutschen Olympiasieger auf der DSV-Seite.