So leben die DSV-Asse im Olympischen Dorf

20.07.2021, 14:06Uhr

So leben die DSV-Asse im Olympischen Dorf© Privat

Die erste Nacht im Pappbett verlief ruhig. „Ich habe gut geschlafen“, erzählt Tina Punzel nach ihrer ersten Übernachtung im Olympischen Dorf. Am Montag bezogen die deutschen Wasserspringer*innen ihr Quartier, es liegt im achten Stock des deutschen Wohnblocks, also schon relativ weit oben. Irgendwie passend für jemanden, der bei diesen Sommerspielen auch sportlich hoch hinauswill.


Vom Balkon fällt der Blick auf die Bucht von Tokio. „Das ist eine herrliche Aussicht“, findet Punzel. Viele der Balkone sind mit Flaggen geschmückt, das niederländische Team hat an einer der Balustraden sogar einen Medaillenzähler angebracht. Bei den Australier*innen stehen zwei Statuen eines Emus und eines Kängurus vorm Haus – beide Tiere sind typisch für Down Under und auch Teil des Staatswappens. „Das ist schon cool“, meint Punzel.

„„Jede Nation macht sich ihre Gedanken und versucht, es den Sportler*innen so schön wie möglich zu machen.“

In ihrem eigenen Apartment, das sie sich mit Synchronpartnerin Lena Hentschel und den Geschwistern Elena und Christina Wassen teilt, finden sich ebenfalls Fahnen, Fotos und Glücksbringer aus der Heimat. Auch das handgenähte Kuscheltier mit persönlicher Widmung, das sie von den Eltern der jüngsten Wasserspringer*innen ihres Vereins Dresdner SC 1898 überreicht bekam, hat dort seinen Platz gefunden.

Die Zimmer sind kleiner als in Rio 2016

Ansonsten ist die Ausstattung eher spartanisch. Die Wohnung besteht aus zwei Doppelzimmern mit jeweils zwei Betten, einem kleinen Nachttisch und einem halboffenen Schrank zur Ablage. Im Flur steht ein Kühlschrank, im Wohnbereich ein Tisch mit vier Stühlen in Gelb, Schwarz, Rot und Blau – vier der fünf Farben der Olympischen Ringe.
Das Bad ist dagegen voller Hightech, mit Sitzheizung und Bidetfunktion – ganz typisch für Japan. „Sowas ist hier Standard“, sagt Punzel. Die Bedienung erfolge mittels einer separaten Steuerung, das Bedienfeld sei zum Glück auch auf Englisch gehalten, so die 25-Jährige.


2016 in Rio de Janeiro (BRA) war Punzel schon einmal bei Olympia. Die Zimmer seien diesmal noch etwas kleiner als damals, vor allem der Wohnbereich; auch hätten sie diesmal nur ein Badezimmer anstatt zwei. „Aber auch das kennt man aus Japan. Wir waren jetzt schon ein paar Mal in Tokio und jedes Mal waren die Hotelzimmer und Apartments recht klein“, sagt sie. „Ich finde das nicht schlimm. Wir haben alles, was wir brauchen. Und das macht es irgendwie auch so besonders, dass man sich mit ganz wenig trotzdem eine coole Zeit machen kann. Uns wird hier bestimmt nicht langweilig.“ Brett- und Kartenspiele sind ebenso im Gepäck wie eine Nintendo Switch, auf der sich das DSV-Sprungteam rasante Duelle beim „Mario Kart“ liefert.

„Da kann es auch mal richtig hitzig werden. Wir sind alle sehr ehrgeizig, eben Sportler*innen durch und durch“, berichtet Patrick Hausding.

Essen für alle Geschmäcker

Rund 18.000 Personen leben während der Olympischen Spiele im Olympischen Dorf. Der Transport erfolgt in Kleinbussen, die zum Teil sogar autonom, also ohne Fahrer*in unterwegs sind.

So leben die DSV-Asse im Olympischen Dorf© privat

„Man kann aber auch einfach laufen oder sich über das Team Deutschland Fahrräder ausleihen“, sagt Tina Punzel. Die Ausleihe erfolgt über eine interne Team-D-App über die sich die Aktiven beispielsweise auch für den Kraftraum eintragen können oder nochmals ihre Kleidung tauschen, sollte etwas doch nicht passen.

„Alle hier geben sich sehr viel Mühe, das ist alles sehr gut organisiert“, lobt Punzel.

Einer der Hauptknotenpunkte im Dorf ist das Village Plaza, wo sich unter anderem Laden, ein Café und ein Medienzentrum befinden. Auch die Begrüßungszeremonie der neu angereisten Teilnehmer*innen findet dort statt. Ein weiterer wichtiger Ort ist die Mensa. Rund um die Uhr kann man dort frühstücken oder warm essen, egal ob einem der Sinn eher nach lokalen Spezialitäten, Pizza und Pasta, vegetarischen oder glutenfreien Gerichten steht. „Das Essen schmeckt gut. Es wird eigentlich alles angeboten, sodass man sich wirklich so ernähren kann, wie man es möchte“, sagt Tina Punzel.

So leben die DSV-Asse im Olympischen Dorf© privat

Eine App zeigt die Auslastung der Mensa an

Über eine App können die Dorfbewohner*innen checken, wie hoch die aktuelle Auslastung in der Mensa gerade ist. An den Tischen sind die Plätze mit Plexiglasscheiben voneinander abgetrennt, auf Tischgespräche soll verzichtet werden. Auch sonst gelten im Dorf strenge Corona-Regeln. Es herrscht Masken- und Abstandspflicht, überall stehen Desinfektionsspender. Und jedes Mal, wenn die Athlet*innen nach einem Besuch der Trainings- und Wettkampfstätten das Dorf neu betreten, wird zunächst die Temperatur gemessen.


Wenn man sich an die allgemeinen Hygieneregeln halte, sei ein Kontakt zu anderen Sportler*innen aber trotzdem möglich, sagt Punzel. „Man kann sich ja auch mit Abstand und Maske unterhalten“, meint sie. Sie freut sich schon darauf, all die Aktiven wiederzusehen, die sie bereits von den letzten Sommerspielen oder über die Bundeswehr kennt. Am Mittwoch beziehen dann auch die deutschen Schwimmer*innen ihr Quartier im Olympischen Dorf.